Wir haben kein Geld. Wir sind pleite und verschuldet, doch alles muss sich lohnen.. Wir sind arm, also her mit der eigenen Kraft, tätig sein, sich schnell weiterentwickeln, Ideen haben, denn der Marktwert zählt und der muss erhöht werden. Alles muss sich lohnen. Man muss seine Energie in Arbeitskraft verwandeln, nicht nur auf dem Arbeitsmarkt. Auch im Privaten gilt: Steigerung des eigenen Werts. Doch gleichzeitig verändert sich die Umwelt. Sie kann die Werte nicht mehr honorieren, es gibt gar nicht genug Platz für die Menge von Ich-Ressourcen und schon gar nicht die Zeit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Die Finanzkrise zeigt: Wir haben Geld. Wir sind reich. Das Geld fließt, doch welcher Wert wird dabei nicht entlohnt?
Die Personen in ‚Kein Kapital‘ haben ihre Namen vergessen. Im Strudel des Systems suchen sie nach einem Ausweg. Sie reisen von Kontinent zu Kontinent, um Arbeit zu finden. Hier kommen diejenigen zu Wort, die nicht vermittelbar sind für den Markt.
Wir zocken um die Wette, wir brauchen das Spiel, wir sind Kapital und Feuer und Flamme. Das Objekt der Begierde liegt hinter Glas. Mit leeren Taschen stehen wir vor der verschlossenen Tür. Die Läden haben zu und senden Neonlicht in die Welt der Automaten, die für ihre Unternehmen reden. Ich gebe dir mein letztes Geld und habe Hunger. Mein Nachbar gibt mir keinen Mikrokredit. Die kalte Schulter der neuen Architektur jagt uns in die Sklaverei. Die Prostitution verspricht hartes Gold.
ARMUT DARF KEIN SCHICKSAL SEIN.
Pfandhaus 24 Quadratmeter Glück
Viele Erinnerungen haben sich hier angesammelt, der schöne Junge steht vor mir,
er schwitzt und kratzt sich am Kopf, er bringt mir einen goldenen Kamm, ich mag ihn,
in seinen Haaren hängen Sterne, sein Gesicht trägt Kummer, ich unterdrücke meine Tränen.
In meinem Pfandhaus trennt uns eine Scheibe voreinander,
die Scheibe schützt mich vor dem Kummer, Kummer,
Kummer, überall Kummer, ich sehe Gesichter in Kummer baden, ich bräuchte extra
einen zweiten Laden nur für den Kummer, der mir hier abgegeben wird.
Ich frage mich, wie ich hier landen konnte, ausgerechnet in dieser Straße,
die nirgends verläuft.